Kunst

Etwa 1987

Kunst hat mich mein ganzes Leben verfolgt aber nicht dieses Leben bestimmt. Sie hat mich angezogen und ich bin vor ihrer Tiefe weg­gelaufen. Ich habe trotz hervorragender Lehrer und Menschen, die ich bei ihrer Arbeit beobachten durfte, nie Kunst produziert – allerdings musste ich auch nie von der Kunst leben. Nach Abzug aller Gehälter für Technik und Beteiligte konnte ich meine Projekte immer ohne Verlust, aber auch ohne Gewinn abschließen.

Hinzu kommt mein Ansatz: stets perfektionistisch, aufwendig und im Detail versessen. In meinem Leben werde ich daher wahrscheinlich nur zwei bis drei Werke verwirklichen.

Am Ende spielt es keine Rolle, denn im Kern dreht sich alles um das Gleiche: Kontakt, Sehnsucht, Liebe und Tod mit allen Verästelungen im Detail.

Mein Film Spuren war 1988 das erste Werk, wurde für mich vollkommen überraschend prämiert und zu internationalen Festivals eingeladen. Das war zu viel – vor mir selbst hatte ich es nicht verdient – es war doch NUR der erste Film, ein Kurzfilm – sozusagen nichts als eine kleine unbedeutende Fingerübung.

Es hat viele Jahre bis 2020 gedauert, dass ich mich wieder schöpferischen Prozessen ausliefere.

Da waren zwei Aspekte: der eine war, dass ich zwischenzeitlich tatsächlich nichts zu sagen hatte, was meinem Rahmen von Kunst würdig gewesen wäre. Der andere Aspekt war die Angst vor der Kunst und im Schaffensprozess verschlungen zu werden.

Im Kontakt mit Künstlern und durch tiefgreifende Veränderungen in meinem Leben ist etwas für mich noch vor wenigen Jahren Unvorstellbares geschehen: ich fokussiere auf zwei neue Werke. Eines ist die interaktive Video-Installation Time and the Space Between, das andere ist der Spielfilm Pale Blue Dot.

Anfangs glaubte ich in der Zeit meiner künstlerischen Abstinenz einen Teil meines Lebens verloren zu haben, dem ist aber nicht so: Ich habe gelernt große Projekte zu realisieren und Menschen zu führen. Beim Arbeiten an größeren Werken und in Teams erscheinen mir gerade diese „Skills“ und die mit ihnen verbundene Demut genauso wichtig wie Inspiration und Kreativität.

Menschen und Künstler die ich bei ihrer Arbeit beobachten und von denen ich lernen durfte:

KünstlerUm was ging esDas Werk
Vollrad KutscherPerformance und InstallationDer Weiße Traum
Gerhard ZwerenzLiteratur (filmische Adaption)Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond
Michael GielenOper (Musik)Parsifal / Der Ring
Ruth BerghausOper (Regie)Der Ring
Robert WilsonBühnenbild und LichtdesignThe Black Rider (Der Freischütz)

Management und Demut